Schmerz des Gedenkens
Am 28. August 1941 wurde ein Dekret erlassen, auf dessen Grundlage die Sowjetdeutschen aus der ASS-Republik der Wolgadeutschen nach Kasachstan, Sibirien und Zentralasien deportiert werden sollten. Tausende von Menschen wurden grundlos der Spionage zur aktiven Unterstützung Nazideutschlands beschuldigt. Die Menschen mussten in kurzer Zeit das Nötigste zusammensuchen, um zu den Sammelstellen zu gelangen, dann wurden sie mit Lastkähnen zu den nächstgelegenen Bahnhöfen gebracht, auf Viehwaggons umgeladen und ins Ungewisse geschickt. Sie verbrachten mehrere Monate auf der Straße, unfähig, sich um normale menschliche Bedürfnisse zu kümmern. Viele Kinder, kranke und alte Menschen überlebten die Reise nicht, Familien wurden getrennt, und vor ihnen lag nur das Unbekannte. Etwa 340.000 Wolgadeutsche gehörten zu den ersten Deportierten, gefolgt von Russlanddeutschen, die in anderen Teilen des Landes lebten, sowie ab1941 den Kaukasusdeutschen.
Anfang 1942 wurden Männer im Alter von 17 bis 50 Jahren und Frauen, die keine Kinder unter drei Jahren hatten, zur „Arbeitsarmee“ mobilisiert, zur Zwangsarbeit, manchmal unter unerträglichen Bedingungen, unter Eskorte, hinter Stacheldraht. Dazu kommen jahrelanger Sonderarbeitsdienst, der Status von Sondersiedlern, das Verbot, in die Heimat zurückzukehren, die eigene Sprache, Tradition, Kultur und Religion auszuüben…. Für mehrere Generationen wird die einzigartige kulturelle Tradition des Volkes, das einst von Katharina der Großen eingeladen und mit vielen Privilegien ausgestattet wurde, verloren gehen. Eine relative Freiheit werden die Russlanddeutschen erst Ende der 80er Jahre finden können, wenn sie beginnen, ihre Kultur wiederzubeleben und sich an ihre einst verlorene Identität erinnern.
Jeder Nachkomme der Russlanddeutschen wird in seinem Herzen für immer die Erinnerung an seine Vorfahren bewahren, die zu Unrecht angeklagt wurden, viel Leid erfuhren, aber nicht gebrochen wurden und es schafften, einen Teil der Kultur ihres Volkes zu bewahren.